helma denninghaus-scheffler, glückliche katze (2013)


hr noman, umanità (2020)


Tierglück. Tierbilderglück. Bilderglück. Das glück gute fotos zu sehen oder gute bilder. Le plaisir de l´image.

Tierfotos jedoch finde ich nicht immer so spannend. Die ganzen abbilder unserer niedlichen, putzigen, zum anbeißen hübschen vierbeiner oder flügeltiere finde ich meist langweilig oder kitschig, auch wenn sie noch so versiert fotografiert werden. Deshalb meide ich normalerweise tierfotos.

Mit der glücklichen katze von helma denninghaus-scheffler dagegen ist es ganz anders und mit dem hundefoto von hr noman, mit einigen einschränkungen, auch.

Das glück dieser katze springt mich unmittelbar an. Ich bin wirklich glücklich. Glücklicher als ich es zuvor war. Sollte uns nicht jedes bild, jedes kunstwerk angehen, berühren- im besten fall sogar anspringen? Wie uns rilkes panther z.b. so stark berührt?

Mit helmas katze jedoch sehe ich nicht so sehr das glück dieser katze -es lässt sich schwer sagen, ob sie glücklich ist, dazu erschient sie viel zu klein in der linken oberen ecke. Es sieht aus, als hätte die fotografin die katze gerade noch erwischt, bevor sie sich aus dem bildfeld verabschiedet. Ein schöner kunstgriff, der das bild so sympathisch, das katzenglück so unaufdringlich macht.

Und dann noch die kunstvolle bearbeitung des bildes. Helma verwischt das bild so sehr, dass wenig von der realen szenerie übrig bleibt. Und sie moduliert vermutlich auch die farbigkeit. Am ende sehen wir ein impressionistisches bild, das auch den titel haben könnten: frühstück im grünen mit katze.

Total verwackelt, war der kommentar einer katzenliebenden fotokollegin. vermutlich wollte sie mehr katze und weniger das glück sehen, das dagegen helma zeigen wollte.

zum glück, zu dem der katze und zu unserem.

 

Umanità von hr noman scheint auf den ersten blick wenig mit der glücklichen katze gemeinsam zu haben. Auch wenn es leicht verfremdet und irgenwie irritierend ist. Wahrscheinlich wegen des titels, der für ein tierfoto etwas ungewöhnlich ist.

Hr nomans bild verschafft mir nicht sofort die gleiche ungetrübte freude wie die glückliche katze. In vielerlei hinsicht ist es genau das gegenteil zum katzenbild. Der hund erscheint hier so zentral und bildfüllend. Dann dieser ungeheure hundeblick. Und dann noch hand in hand, d.h. hand in pfote mit mensch.

Mit all dem bewegt es sich nahe an der kitsch-zone. Ich wehre mich gegen die starke gefühlswallung, die es bei mir auslösen will.

Der hund und sein blick sind mir zu präsent, zu fordernd.

Ich bin gerne von einem bild  berührt, aber ungern auf der stelle überwältigt.

Ich fühle mich wehrlos gefangen in meiner sentimentalität.

Allerdings ist da auch etwas, das diese starke emotionalität bricht oder zumindest relativiert.

Die hand, die sich ganz am rand über die hundepfote legt. Damit entsteht ein weiterer focus. zusammen mit dem titel bildet sich so ein bedeutungsdreieck, ein rahmen, der eine andere und tiefere lesart des bildes anbietet. 

Umanità: wir sollen etwas menschliches, allzu-menschliches sehen. ecce homo, oder la condition humaine. und das mit dem hund!

Oder ist es die rolle des hundes, seine so große bedeutung für den menschen?, oder seine zuneigung? Oder die tiefe zugeneigheit zu ihm, hundeliebe wie menschenliebe? Das scheint ja die hand, die sich so zart und schützend über seine pfote legt, zu suggerieren. Und schließlich die ungewohnte perspektive, wie der hund hier auf augenhöhe, auf der gleichen bank mit dem menschen erscheint.

Mit dieser verfremdung und in dieser perspektive entwickelt das bild seine ganze kraft, die ich ähnlich stark wie bei der glücklichen katze empfinde. Und ungeheuer menschlich.

Das nimmt das bild wieder aus der kitschzone, die ich ihm am anfang unterstellt habe.

Das macht mich dann doch, wie die glückliche katze, für einen augenblick glücklich.

 

 


paul adam