ingeborg bachmann

meine bewunderung für die gedichte ingeborg bachmanns ist nahezu grenzenlos. von anfang an war ich der faszination, der lichtkraft ihrer bilder erlegen.

 

die versuchung, mit fotografischen mitteln in einen dialog mit ihren gedichten zu treten, ist groß. einige bilder, die ich in letzter zeit gemacht habe, haben jedoch sofort verse oder fragmente aus ihren gedichten evoziert. Von da an hat sich eine spur ausgebreitet, habe ich in bestimmten augenblicken, bei bestimmten ansichten bachmann-landschaften gesehen.

 

die fotos zu diesem zyklus sind auf keinen fall illustrationen zu ihren gedichten. so wie umgekehrt ihre verse auch nicht die fotos kommentieren oder erklären. das verhältnis der fotos zu den gedichten der ingeborg bachmann ist dialogisch. ihre gemeinsame sprache ist die poesie.

 

"in den bäumen kann ich keine bäume mehr sehen

die äste haben nicht die blätter, die sie in den wind halten"

 

 entfremdung



"unser acker ist der himmel

im schweiß der motoren bestellt"

 

nachtflug

"was kümmern uns der mond und was die sterne

...

beim untergang des schönsten aller länder

sind wir´s, die es als traum nach innen ziehn."

 

von einem land, dem fluss und den seen VIII



"mein lieber bruder, wann bauen wir uns ein floß

und fahren den himmel hinunter?"

 

das spiel ist aus


"die große fracht des sommers ist verladen,

das sonnenschiff im hafen liegt bereit"

 

die große fracht


"wenn hinter dir die möwe stürzt und schreit,

kommt aus dem westen der befehl zu sinken"

 

die große fracht


"schöner als der beachtliche mond und sein geadeltes licht,

schöner als die sterne, die berühmten orden der nacht,

viel schöner als der feurige auftritt eines kometen"

 

an die sonne


"ein kreuz im blut und ein größeres schiff überm herzen"

 

die häfen waren geöffnet


  "auf den feldern

gedeihen oder verderben wir wahllos,

gefügig dem regen und zuletzt auch dem licht"

 

sterne im märz


"der schwarze könig zeigt die raubtiernägel,

zehn blasse monde jagt er in die bahn"

 

liebe: dunkler erdteil



"da ist etwas mit den tauen geschehen,

man ruft dich, und du bist froh,

daß man dich braucht. das beste ist die arbeit auf den schiffen,

die weithin fahren,

 das tauknüpfen, das wasserschöpfen,

das wändedichten und das hüten der fracht.

das beste ist, müde zu sein und am abend

hinzufallen. das beste ist, am morgen,

mit dem ersten licht, hell zu werden"

 

ausfahrt


"um den äquator sinken alle schranken.
der panther steht allein im liebesraum."

 

liebe: dunkler erdteil


"in andern hüllen gingen wir vorzeiten,

du gingst im fuchspelz, ich im iltiskleid;"

 

von einem land, einem fluß und den seen


"besser ist´s, im auftrag der ufer zu leben

von einem zum andern"

 

die brücken


"die sonne wärmt nicht, stimmlos ist das meer.

die gräber, schneeverpackt, schnürt niemand auf.

wird denn kein kohlenbecken angefüllt

mit fester glut?"

 

lieder auf der flucht


"kälte wie noch nie ist eingedrungen.

fliegende kommandos kamen über das meer."

 

lieder auf der flucht


"nichts schönres unter der sonne als unter der sonne zu sein...

nichts schönres als den stab im wasser zusehen und den vogel oben"

 

an die sonne